HomeBlogSelbstständigeGeschäftskonto versus Privatkonto: Ist eine Kontentrennung für mich als UnternehmerIn sinnvoll?

Geschäftskonto versus Privatkonto: Ist eine Kontentrennung für mich als UnternehmerIn sinnvoll?

Kann ich mein privates Girokonto auch für meine Firma verwenden? Im Interview mit Mag. Emanuel Bröderbauer von der Erste Bank erfährst du es.


Interview mit Mag. Emanuel Bröderbauer, Leiter Marketing Gründer & SME bei der Erste Bank und Geschäftsführer von i2b. ideas to business (i2b) ist eine österreichweite Initiative, die GründerInnen bei der Verschriftlichung ihres Unternehmenskonzepts unterstützt.

Herr Bröderbauer, Sie haben durch Ihre Tätigkeit bei i2b ständig Kontakt zu Gründerinnen und Gründern. Wie oft wird Ihnen die Frage gestellt „Kann ich mein privates Girokonto auch für meine Firma verwenden?“

Ja, diese Frage wird häufig gestellt. Für Unternehmerinnen und Unternehmer liegt der Nutzen für eine Trennung von Privat- und Geschäftskonten nicht sofort auf der Hand. Privatkonten werden häufig wegen der günstigeren Kondition auch für betriebliche Zwecke genutzt, sie sind jedoch nur für VerbraucherInnen konzipiert.

Das Konsumentenschutzgesetz knüpft an die Unterscheidung zwischen Verbraucher und Unternehmer ganz unterschiedliche Rechtsfolgen an. Die Unternehmereigenschaft an sich bedingt bereits die Nutzung eines Geschäftskontos. In welchem Ausmaß betriebliche Umsätze anfallen, ist in diesem Zusammenhang nicht relevant. Deshalb sollte aus meiner Sicht, eine klare Trennung zwischen Privatkonto und Geschäftskonto erfolgen.

Um hier einen Anreiz zu setzen, haben wir in der Erste Bank speziell für EinzelunternehmerInnen ein attraktives Angebot geschnürt. Wird mit dem Geschäftskonto auch ein s Komfort Konto als Privatkonto eröffnet, entfällt bei diesem das Kontoführungsentgelt für die ersten 4 Quartale.

Welche Leistungen sind beim Geschäftskonto inkludiert? Gibt es „Goodies“ zum Geschäftskonto, die mich als KundIn unterstützen?

Die Erste Bank hat unterschiedliche Kontomodelle, die sich an den Bedürfnissen der UnternehmerIn orientieren. Für EinzelunternehmerInnen (EPU) gibt es z. B. so genannte Kleinpauschalkonten, die alle elektronischen Buchungen sowie elektronischen Kontoauszüge, eine BankCard und das digitale Banking beinhalten. Eine dieser Kontovarianten hat mit der s Visa Card Business Gold zusätzlich auch noch eine Kreditkarte inkludiert.

Mit dem Gründerkonto ersparen sich UnternehmensgründerInnen 50% der Kontoführungsspesen im 1. Jahr. Dazu gibt es im 1. Jahr gratis eine BankCard und die Zugangsberechtigung zum digitalen Banking.

KundInnen der Erste Bank wird beim Geschäftskonto automatisch ein Überziehungsrahmen vorgeschlagen und können die Online Fakturierungs- und Buchhaltungslösung Prosaldo.net für 1 Jahr und die Büro2go-App auf Dauer gratis nutzen.

Was genau – abgesehen von den Gebühren – spricht für die Trennung in Geschäfts- und Privatkonto?

Aus meiner Sicht gibt es dafür 4 wesentliche Argumente.

Erstens bieten getrennte Konten eine bessere Übersicht in Hinblick auf die privaten und betrieblichen Umsätze. Das ist auch ein Vorteil, wenn Betriebsfremde wie z. B. die SteuerberaterIn ins Geschäftskonto einsehen können.

Zweitens können auf Privatkonten keine SEPA-Firmenlastschriften angelegt werden. Das SEPA-Firmenlastschriftverfahren ist nur für den Zahlungsverkehr zwischen zwei Nichtverbrauchern vorgesehen. SEPA-Firmenlastschriften haben den Vorteil, dass sie kürzere Einreichfristen haben und der eingezogene Betrag nicht zurückgefordert werden kann.

Drittens erlischt eine erteilte Zeichnungsberechtigung mit dem Tod einer InhaberIn des Geschäftskontos nicht automatisch. Das ist für die problemlose Weiterführung des Unternehmers extrem wichtig.

Und viertens fallen Geschäftskonten anders als Privatkonten nicht unter das Kapital-Abfluss-Meldegesetz. Das bedeutet, dass z.B. geschäftliche Überweisungen von der Meldepflicht ausgenommen sind.

Welche Unterlagen sind für die Eröffnung eines Geschäftskontos notwendig?

Um eine Konto zu eröffnen, braucht man jedenfalls einen gültigen Lichtbildausweis, mit dem die Bank die Identität feststellen kann. Je nach Rechtsform, Geschäftsart und Sitz des Unternehmens können aus Gründen der Sorgfaltspflicht weitere Informationen verlangt werden.

Von Nicht-EU BürgerInnen wird in der Regel auch ein Meldezettel verlangt, um den Wohnsitz zu bestätigen.

Was halten Sie von den Angeboten von Onlinebanken, die mit kostenlosen Geschäftskonten werben?

Bei der Wahl einer Bankverbindung spielen Konditionen natürlich eine Rolle. Sie sollten jedoch nicht das alleinige Entscheidungskriterium sein.

Im Unternehmerleben ist nicht immer alles vorhersehbar. Werden die Anforderungen komplexer bzw. verläuft die wirtschaftliche Entwicklung anders als geplant, dann hat eine KundenbetreuerIn mit entsprechender Fach-und Branchenkompetenz an der Seite durchaus ihren Wert.

Herr Mag. Bröderbauer, herzlichen Dank für das Interview!