HomeBlogSelbstständigeBraucht ein Gründer einen Steuerberater?

Braucht ein Gründer einen Steuerberater?

Soll man als Gründer die Buchhaltung selber machen oder einen Steuerberater beauftragen? Lies dazu das Interview mit Steuerberater Mag. Michael Perner.


Als Gründer muss man ständig Entscheidungen treffen. Die eigene Buchhaltung macht da keine Ausnahme: Soll man alles selber machen? Oder sollte man doch über die Zusammenarbeit mit einem Steuerberater nachdenken?

Wir sprachen mit Mag. Michael Perner (www.psg.at), Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder in Wien und Ramsau am Dachstein, über die Leistungen und die Kosten und wobei er Gründer besonders unterstützen kann.

ProSaldo.net: Herr Mag. Perner, Sie arbeiten seit über 10 Jahren mit Gründern und EPU zusammen. Wie sehr braucht man in der Gründungsphase einen Steuerberater?

Mag. Perner: Das hängt von den Vorkenntnissen des Gründers und seiner Tätigkeit ab. Wenn man gewisse – ich nenn es jetzt mal so – Wirtschafts-Vorkenntnisse hat, kommt man wahrscheinlich auch ohne Steuerberater aus. Das Risiko muss einem aber bewusst sein.

Bezüglich Buchhaltung reicht – wenn es sich um eine einfache Einnahmen-Ausgaben-Rechnung ohne spezielle Buchungsfälle handelt – eine 2- bis 3-stündige Buchhaltungsschulung aus. Die Führung einer doppelten Buchhaltung ist da schon um einiges komplizierter und man benötigt dafür genauere Kenntnisse.

Die meisten Gründer haben am Beginn ihrer Selbstständigkeit nur eine einfache Einnahmen-Ausgaben-Rechnung, für die im Normalfall eben kaum Buchhaltungskenntnisse notwendig sind. Außerdem sind am Anfang die Buchungen und Steuerfälle (noch) nicht kompliziert. Diese Gründer können ihre Buchhaltung zum größten Teil bestimmt selbst erledigen.

Gerade in der Gründungsphase würde ich auf jeden Fall ein Erstgespräch und die eine oder andere nachfolgende Beratung schon empfehlen, da Entscheidungen – angefangen von der richtigen Wahl der Unternehmensform bis hin zu sozialversicherungsrechtlichen Punkten – getroffen werden müssen.

ProSaldo.net: Was kann ich mir als Gründer von diesem Erstgespräch erwarten?

Mag. Perner: Bei einem Erstgespräch geht es vor allem um das gegenseitige Kennenlernen. Wie bei allen Partnerschaften muss die Chemie stimmen. Außerdem werden in diesem Gespräch erste Abläufe geklärt, Kostenfragen und allgemeine Fragen zur Unternehmensgründung beantwortet. Nach dem Erstgespräch – was übrigens kostenlos ist! – folgen in der Regel dann ein oder mehrere Beratungsgespräche.

ProSaldo.net: Was passiert in den Beratungsgesprächen?

Mag. Perner: Da geht es dann mehr in die Tiefe. Der Steuerberater kann beispielsweise bei der Erstellung des Businessplans unterstützen und wertvolles Feedback geben: Wie viel muss verdient werden, um Ausgaben zu decken usw. Auch was die Firmengründung an sich angeht, kann ein Steuerberater wichtige Infos beisteuern. So zum Beispiel zur richtigen Wahl der Unternehmensform und daraus resultierenden steuerrechtlichen sowie sozialversicherungsrechtlichen Konsequenzen.

Wertvolle Unterstützung durch den Steuerberater erhält der Gründer auch bei der Beantragung der Steuernummer und Fragen zu Registrierkasse, FinanzOnline usw..

ProSaldo.net: Diese Fragen kann man doch sicher auch online abklären – heutzutage wird doch alles gegoogelt. Was spricht da aus Ihrer Sicht dagegen?

Mag. Perner: Wie vorhin schon gesagt: Mit gewissen „Wirtschaftskenntnissen“ kommt man anfänglich sicher auch ohne Steuerberater aus. Und natürlich – recherchieren kann man alles. Die Frage ist nur, ob man sich durch umfangreiche Gesetzestexte kämpfen will und kann. Das Steuerrecht kann schon sehr kompliziert sein. Bei Unsicherheiten sollte unbedingt ein Steuerberater kontaktiert werden.

ProSaldo.net: Wie kann dann in Folge eine Zusammenarbeit mit dem Steuerberater nach der Gründung – also im laufenden Betrieb – aussehen?

Mag. Perner: Hier ist die Unterstützung äußerst vielfältig. Das kann von der Fragenbeantwortung zu einzelnen Buchungen bis hin zur Erstellung des Jahresabschlusses und der Steuererklärung alles sein.

Wenn wir mit Gründern zusammenarbeiten, ist es oft auch so, dass der Mandant die Buchhaltung selber macht und uns nur die Saldenlisten und Kontoblätter übermittelt. Wir machen dann den Jahresabschluss und/oder die Einkommensteuererklärung. Noch schöner ist es, wenn es eine Schnittstelle gibt, mit der wir alle Daten bekommen oder der Mandant eine Cloudlösung wie ProSaldo.net verwendet, wo wir direkt in seine Buchhaltung einsteigen können. Das spart Zeit und somit dem Gründer auch Geld.

ProSaldo.net: Machen mittlerweile wirklich alle die Buchhaltung selbst? Haben Sie überhaupt noch was zu tun?

Mag. Perner: (lacht) Ganz so ist es nicht. Natürlich gibt es ausreichend Mandanten, die gar nichts selbst machen möchten. Dann bekommen wir die Belege und erstellen dann die Buchhaltung, die Steuererklärungen usw.

Aber wir bemerken schon, dass viele die Buchhaltung selbst in die Hand nehmen möchten, sich sehr intensiv mit der Thematik beschäftigen und sich auch die Zeit dafür nehmen. Was ich grundsätzlich sehr begrüße – denn wenn man sich mit seiner Buchhaltung beschäftigt, hat man immer einen Überblick, wie es dem eigenen Unternehmen geht. Und schlussendlich profitieren wir auch vom Erfolg des Unternehmens!

ProSaldo.net: Was kostet mich das Ganze eigentlich?

Mag. Perner: Viele Steuerberater bieten im ersten Gründungsjahr ein Pauschalpreis an, die Höhe hängt klarerweise von der Leistung ab. Insofern kann ich hier keine generelle Auskunft geben. Der Vorteil für die Gründer ist aber, dass sie genau wissen, welche Ausgaben für die Buchhaltung im ersten Jahr entstehen werden, es gibt also keine bösen Überraschungen.

Kleiner Tipp: Es gibt einen Gutschein von der Kammer der Wirtschaftstreuhänder, wo man EUR 200,- auf den ersten Jahresabschluss sparen kann. Den Gutschein kann jeder unter https://www.gründerbonus.at/content/registrierung/registrierung/index_ger.html beantragen.

ProSaldo.net: Herr Mag. Perner, wir danken für das Gespräch!